Nur knapp an 300-Meter-Marke gescheitert

291 Meter! Ryoyu Kobayashi fliegt in Island zu inoffiziellem Weltrekord

Foto: Jörg Mitter / Red Bull Content Pool

Ryoyu Kobayashi stößt in neue Sphären im Skispringen: Der Japaner fliegt bei einer von seinem Hauptsponsor organisierten Veranstaltung 291 Meter weit und lässt Skisprungfans auf der ganzen Welt staunen.

Die internationale Skisprungszene hat am Mittwoch – genau einen Monat nach dem offiziellen Ende der zurückliegenden Weltcup-Saison – mit Spannung auf Nachrichten aus Island gewartet: Dort sollte Ryoyu Kobayashi auf einer provisorisch und aus Schnee errichteten Schanzenanlage die 300-Meter-Marke in Angriff nehmen.

Am späten Nachmittag war es dann soweit, Kobayashis Hauptsponsor ‚Red Bull‘ veröffentlichte ein Video eines fulminanten Fluges auf sensationelle 291 Meter. Der dreimalige Vierschanzentournee-Sieger aus Japan übertrumpft damit den offiziellen Skiflug-Weltrekord des Österreichers Stefan Kraft um sagenhafte 37,5 Meter.

„Dieser Sprung war lange ein Traum von mir“

„Dieser Sprung war schon lange ein Traum von mir, denn ich wollte schon immer weiter springen als alle anderen, und ich möchte die Grenzen immer weiter hinausschieben“, jubelte Kobayashi im Anschluss und erklärte weiter: „Meine Motivation kam auch daher, dass ich an all die Menschen dachte, die an diesem Projekt beteiligt sind – ich wollte es für alle tun. Ich habe alles aufs Spiel gesetzt, um in dieser unglaublichen Umgebung so weit wie möglich zu kommen.“

Janne Väätäinen, Kobayashis Trainer während des Weltrekordversuchs, sagte: „Es waren ein paar verrückte Tage, und ich habe im Moment so viele Gedanken, aber es war ein erstaunliches und sehr aufregendes Ergebnis, dies zu erleben. Es war schwer vorherzusagen, was einen beim ersten Sprung erwarten würde, und dann folgte eine Achterbahn der Gefühle.“

Provisorische Schanze im Norden Islands errichtet

Schon am Dienstag sorgte die Meldung isländischer Medien für Aufsehen, wonach ‚Red Bull‘ im Skigebiet Hlidarfjall unweit der Stadt Akureyri im Norden Islands eine provisorische Schanzenanlage errichten ließ, die einen Flug auf über 300 Meter ermöglichen sollte.

Schon bei einem ersten Versuch am frühen Dienstagmorgen sei Kobayashi hier 256 Meter weit geflogen und habe damit einen inoffiziellen Weltrekord aufgestellt. Am Mittwoch schließlich verbesserte Kobayashi seine eigene Rekordweite stetig, zunächst auf 259, danach auf 282 und schließlich auf 291 Meter.

Mehr als zwei Monate Bauzeit für provisorische Schanze

Der offizielle Weitenrekord im Skifliegen von Stefan Kraft liegt bei 253,5 Meter, aufgestellt im März 2017 in Vikersund. Die Mega-Schanze in Island soll konstruktionstechnisch dem Vikersundbakken ähneln.

Offiziell anerkannt wird die Rekordweite von Kobayashi nicht, weil es sich nicht um eine vom Internationalen Skiverband (FIS) zugelassenen Schanzenanlage oder einen offiziellen Wettbewerb gehandelt hat. Neben der Schanze in Vikersund gibt es mit Planica (Slowenien), Oberstdorf (Deutschland) und Tauplitz / Bad Mitterndorf (Österreich) aktuell nur noch vier von der FIS offiziell zugelassene Skiflugschanzen auf der Welt.

Nach zweijähriger Suche hätten die Verantwortlichen mit dem Skigebiet in Akureyri den idealen Standort für Kobayashis Mega-Flug gefunden, teilte ‚Red Bull‘ am Mittwoch mit. Dort baute Kobayashis Team über zwei Monate lang die Schanze in ein natürliches Gelände, deren Start auf 1.115 Metern Höhe liegt und über einen Hähenunterschied von 360 Metern mit einem maximalen Gefälle von 36 Grad abfällt.

Zweiter Versuch des Energydrink-Riesen

Ganz neu war die Idee des Energydrink-Herstellers aus Österreich nicht: Schon 2011 hatte der Konzern mit einer Aktion für Aufsehen gesorgt, als im österreichischen Nationalpark Hohe Tauern eine ganz ähnliche Riesenschanze auf rund 3.000 Metern Höhe errichtet wurde.

Schon damals hatte ‚Red Bull‘ offenbar geplant, einen seiner gesponsorten Athleten – dem Vernehmen nach Gregor Schlierenzauer oder Thomas Morgenstern – auf einer derartigen Schanze antrewten zu lassen. Umgesetzt wurde diese Idee damals aber nicht, auch weil der Österreichische Skiverband seinen Athleten die Freigabe aus Sicherheitsgründen verweigert hat.

‚Red Bull‘ hat am Mittwoch Videomaterial vom 291-Meter-Flug von Ryoyu Kobayashi veröffentlicht. Sehen Sie hier den Weltrekord-Sprung des Japaners im Video.

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Über Marco Ries 869 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

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